Forschungs- und Entwicklungsprojekt SEVERAM
Entwicklung und Etablierung der sektorenübergreifenden Versorgung älterer Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt in Potsdam
Das Projekt SEVERAM wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Demografie-Schwerpunktes: Forschung an Fachhochschulen für die alternde Gesellschaft „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ (SILQUA-FH) finanziert. (Förderkennzeichen: 17S09X09)
1. Ausgangslage, Problemstellung
In der medizinischen und psychosozialen Versorgung älterer Menschen lassen sich Übergangsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen Sektoren beobachten, aus denen sich Prozess- und Versorgungsbrüche ergeben können. Der Aufenthalt in einem Krankenhaus stellt eine Schnittstelle dar, an der es durch veränderte Versorgungsbedarfe zu solchen Übergangsschwierigkeiten kommen kann.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen bemängelte in seinem letzten Gutachten im Jahr 2007 eine fehlende sektorenübergreifende Versorgung der Patientinnen und Patienten und die fehlende Vernetzung der unterschiedlichen Akteure im Gesundheitswesen. Der Sachverständigenrat fordert in diesem Zusammenhang eine Stärkung des „transsektoralen Case Management“, das eine bessere integrierte Versorgung über die einzelnen Versorgungssysteme hinaus sicherstellen soll.
Diese Forderung hat bereits Einzug in die Sozialgesetzgebung gehalten. Nach §11 (4) SGB V haben Patientinnen und Patienten „(…) einen Anspruch auf ein Versorgungsmanagement insbesondere zur Lösung von Problemen beim Übergang zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen (…).“
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt SEVERAM bezieht sich auf die Versorgung von älteren und hochbetagten Menschen in der Landeshauptstadt Potsdam. Eine Besonderheit der dortigen Versorgungsstruktur ist, dass sich ein Netzwerk „Älter werden in Landeshauptstadt Potsdam“ formiert hat, dem viele relevante Einrichtungen und Akteure in Potsdam angehören, die faktisch oder potenziell mit der Versorgung von älteren Menschen betraut sind. Die Netzwerkpartner haben sich verpflichtet, die Maxime der Beachtung des Selbstbestimmungsrechts und der Sicherstellung der sektorenübergreifenden Versorgung zu realisieren. Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie ein systematisches und sektorenübergreifendes Versorgungsmanagement für alte und hochbetagte Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt entwickelt und nachhaltig realisiert werden kann.
2. Ziele des Projektes
1) Nach der Evaluation der Versorgungssituation älterer Menschen in Potsdam wird gemeinsam mit dem Kooperationspartner St. Josefs-Krankenhaus Potsdam die Entwicklung und Etablierung eines systematischen und sektorenübergreifenden Versorgungsmanagements alter und hochbetagter Menschen realisiert. Dabei wird an die Aktivitäten des Netzwerkes „Älter werden in der Landeshauptstadt Potsdam“ angeknüpft und mit allen formellen und informellen Akteuren (bzw. Institutionen) das Ziel verfolgt, die Lebensqualität älterer und hochaltriger Menschen einschließlich ihrer Angehörigen durch die Implementierung geeigneter Methoden des Case Managements bzw. der Vernetzung systematisch und nachhaltig zu verbessern und vorhandene oder neue Exklusionstendenzen abzubauen.
2) Durch ein ethisches Monitoring wird auf die Sensibilisierung und Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter des St. Josefs-Krankenhauses und der anderen Akteure im Umgang mit (sozial-) ethisch relevanten Fragen in der Pflege, Beratung, Behandlung und Betreuung älterer und hochbetagter Menschen gezielt.
3. Erwartete Ergebnisse/Verwertung
Am Ende der Projektlaufzeit soll ein sektorenübergreifendes Versorgungsmanagement entwickelt und etabliert sein. Durch umfangreiche qualitative und quantitative Datenerhebung und Datenanalyse wird der Entwicklungsprozess empirisch begründet. Die Ergebnisse werden bereits im Verlauf an die Akteure zur Modifikation ihres Handelns weitergegeben (formative Evaluation).
Zum Zwecke des überregionalen Wissenstransfers soll zum Ende der Projektlaufzeit eine Fachtagung durchgeführt werden. Die Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsprojekts sollen mit Ergebnissen anderer Projekte verglichen und diskutiert werden. Dabei soll überprüft werden, inwieweit sich die in Potsdam gewonnenen Erkenntnisse auf andere Institutionen, Netzwerke und Regionen übertragen lassen.
Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt sollen als Handbuch im Sinne einer Handreichung für die Praxis publiziert werden.
Das Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP) wird die Ergebnisse des ethischen Monitorings für die Beratung und Weiterbildung zur Implementierung ethischer Reflexionsformen in der sektorenübergreifenden Versorgung nutzen. Des Weiteren werden die Erkenntnisse des Gesamtprojekts in die ethische Politikberatung des ICEP einfließen, um Entscheidungsträgern auf der Ebene der Wohlfahrtsverbände und Einrichtungen, der Kostenträger und des Gesetzgebers Argumente für strukturelle Verbesserungen der Versorgungssituation hochaltriger Menschen an die Hand zu geben.
4. Kooperation
Das St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci (SJKP) ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Das SJKP ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité. Es verbindet eine hohe Fachlichkeit mit christlichem Profil. Das SJKP ist Mitglied im Netzwerk “Älter werden in der Landeshauptstadt Potsdam”.